Projekt
Viele der Menschen, die in Gengenbach leben, aber auch viele der Touristen, die Gengenbach besuchen haben ein Handicap – sie sind geh- oder sehbehindert, sitzen im Rollstuhl, sind mit dem Kinderwagen oder einer Gehhilfe unterwegs (in Gengenbach haben immerhin 515 Menschen einen Behindertenausweis). Überall stoßen sie auf Barrieren unterschiedlichster Art: Treppen, Kopfsteinpflaster, fehlende Handläufe und vieles mehr.Mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt sich die Gruppe Soziales und Gesundheit der Lokalen Agenda 21 seit mehr als drei Jahren. Diese Gruppe, in der auch einige Menschen mit unterschiedlicher Behinderung aktiv sind, hat begonnen den IST-Zustand bei Ortsbegehungen in Gengenbach zu erfassen mit dem Ziel einen Stadtführer als Broschüre für Menschen mit Behinderung herauszugeben. Alle öffentlichen Einrichtungen, Geschäfte und Lokale sowie Ausflugsziele in der näheren Umgebung sollen aufgeführt werden. Anhand von Piktogrammen wird dargestellt wo mit Barrieren gerechnet werden muss bzw. wo sich Menschen mit Behinderung barrierefrei bewegen können.
Sieben Jugendliche im Alter von fünfzehn bis dreiundzwanzig Jahren waren bereit sich auf dieses Projekt „Hilfen für Menschen mit Behinderung“ einzulassen. Es besteht aus zwei Teilen, zum einen stellen die Jugendlichen einen Gengenbach-Stadtführer ins Internet. Dieser muss barrierefrei gestaltet sein, das heißt, die Informationen müssen auch sehbehinderten oder blinden Menschen mit Hilfe eines Screenreaders zugänglich sein.
Damit die Jugendlichen eine Vorstellung davon bekommen, was mit Barrierefreiheit eigentlich gemeint ist, treffen sie sich immer wieder mit den Mitgliedern der Agenda-Gruppe zu Ortsbegehungen.
Diese Menschen mit ihren unterschiedlichen Behinderungen sind Experten auf diesem Gebiet, denn manche Barrieren sind auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen. Manchmal ergibt sich dabei ein direkter Kontakt zu den „Verursachern“. Im Gespräch lässt sich vieles klären und ein Mißstand kann vielleicht sogar sehr rasch beseitigt werden. Die Ergebnisse der Begehungen werden dokumentiert und gesammelt. Ein Teil der Jugendlichen war auch schon in der Amtsstube einer Nachbargemeinde zu Gast, um dem Bürgermeister anhand von digitalen Bildern zu zeigen wo in Sachen Barrierefreiheit nachgebessert werden kann. Glücklicherweise hat Gengenbach in Bürgermeister Michael Roschach einen Rathauschef mit einem offenen Ohr für dieses Projekt, und so konnten bereits einige Barrieren beseitigt werden, obwohl die Altstadtschutzverordnung (Satzung über örtliche Bauvorschriften zum Schutze der Altstadt von Gengenbach) vieles nicht zulässt – eine gesetzliche Barriere sozusagen. Dank eines sehr gut funktionierenden Informationsaustausches mit dem Bürgermeister und seinen Mitarbeitern kam der Kontakt zu WEB FOR ALL zustande, einer Organisation, die sich für ein barrierefreies Internet einsetzt.
Am 17.9.2003 kamen Brigitte Luckhardt und Anna Courtpozanis nebst Blindenhund Taboo von WEB FOR ALL in Heidelberg nach Gengenbach und führten eine Schulung mit den JES-Jugendlichen durch. Das Ziel: die professionelle Gestaltung von barrierefreien Webseiten. Wie wichtig das Internet als Informationsquelle für Menschen mit Behinderung ist, wurde dabei sehr eindrücklich vermittelt.
Der Gengenbach-Stadtführer für Menschen mit Behinderung –ein gelungenes Beispiel für das Zusammenwirken von Institutionen und bürgerschaftlichem Engagement zum Wohle der Menschen, die dort leben.